Ein Artikel von Hans-Georg Huber im IQ-Magazin
Der Wettbewerb in der Seminar- und Coaching-Branche nimmt ständig zu. Kaum ein Entscheider im Unternehmen, dem nicht täglich eine Vielzahl von Angeboten und Broschüren ins Haus flattern. Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Wir erleben immer wieder, dass viele unserer Gesprächspartner unsicher sind, wie sie den für sie richtigen Trainer oder Coach erkennen können. Da zudem noch alle Seminarleiter vordergründig mehr oder weniger das Gleiche anbieten, entscheiden dann häufig Preis, Verkaufstalent, Präsentationsmaterial und im persönlichen Gespräch die Sympathie. Aber sind das wirklich die entscheidenden Kriterien, um den richtigen Trainer oder Coach auszuwählen? Wenn man nicht auf der Suche nach einem guten Verkäufer ist, der graphisches Talent mitbringt und als Freund geeignet wäre, sicherlich nicht.
Solange es um reine Wissensvermittlung durch den Trainer geht, steht Fach- und didaktische Kompetenz im Vordergrund, die sich relativ einfach überprüfen lassen. Bei der Begleitung von Entwicklungsprozessen, wenn es mehr in die Tiefe geht, spielen hingegen Haltung und Persönlichkeit des Trainers oder Coachs die entscheidende Rolle. Hier geht es um Stimmigkeit und das gilt auch für die Wahl des richtigen Beraters. Beide Seiten müssen zueinander passen, wie der Schlüssel zum Schloss. Natürlich kann man am Schlüssel noch ein wenig feilen, aber es wird nicht gelingen mit einem Briefkastenschlüssel einen Safe zu öffnen, oder umgekehrt.
Für uns als Trainer oder Coach ist ein Vorgespräch dann erfolgreich, wenn es gelingt, gemeinsam herauszufinden, ob beide Seiten zu einander passen oder eben auch nicht. Natürlich gibt es dabei auch die ein oder andere Falle, die auf die Beteiligten lauert. Hier sind wir als Experten für Kommunikation gefordert, auf die Stimmigkeit zu achten und aktiv die Verantwortung für Win-Win-Situationen zu übernehmen. Eine typische Falle ist der Versuch, unangenehme Führungsaufgaben an den Trainer oder Coach zu delegieren, z.B. „Waschen Sie den Mitarbeitern mal so richtig den Kopf“.
Hier standfest zu bleiben ist nicht immer leicht, wollen Trainer und Coachs verständlicherweise doch ihre Leistung verkaufen, schließlich leben sie davon. Das macht sie auch leicht verführbar, die ein oder andere Unstimmigkeit zu übergehen. Der Preis dafür ist allerdings sehr hoch, weil es bedeutet, mit den falschen Menschen oder dem falschen Thema zu arbeiten, eine schmerzhafte Erfahrung, die fast jeder Trainer schon mal gemacht hat.
Entwicklungsprozesse zu begleiten, verlangt vom Trainer oder Coach ein hohes Maß an Verantwortung. Sich selber gegenüber und vor allem auch dem möglichen Kunden gegenüber. Und das bedeutet, durchaus auch mal unangenehm nachzufragen.
Für jede Prozessbegleitung gilt, nur stimmige Lösungen sind tragfähig. Insofern ist das Vorgespräch eine große Chance, einen ersten gemeinsamen Probelauf zu machen. Und der Entscheider kann sich daran orientieren, wie der Coach oder Trainer mit dieser Situation umgeht.