Meine erste Begegnung mit Leitbildern und in der Folge auch als Führungsleitbilder hatte ich in meiner Arbeit als Coach von Spitzensportlern. Denn der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg liegt bei ihnen häufig nicht in der Technik, sondern in der (mentalen) Einstellung. Und es liegt nahe, Erfolgsrezepte von Spitzensportlern auch auf Führungskräfte zu übertragen. Ich war damals in den 90er Jahren einer der ersten, die konsequent auf die Kraft von Leitbildern gesetzt haben.

Das folgende Interview ist 2007 erschienen und die wesentlichen Aussagen würde ich auch heute noch unterschreiben. In der Zwischenzeit habe ich ich mit vielen Unternehmen kollektive Führungsleitbilder, aber auch mit Hunderten von Führungskräften ihr persönliches Führungsleitbild entwickelt. Ich kenne kein anderes Instrument, das nachhaltig eine so große Wirkung bei Motivation. Haltung und Zielorientierung entfacht.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Hans-Georg Huber

Interview mit Hans-Georg Huber im Forum zum Thema Führungsleitbilder:

Führungsleitbilder für Unternehmen und Führungskräfte müssen stimmig sein
Ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit: Unternehmens-Leitbilder und Führungsleitbilder entwickeln.

Der Diplom-Psychologe und Coach Hans-Georg Huber betreut neben Führungskräften in der Wirtschaft auch Spitzensportler unterschiedlicher Disziplinen.

Was haben Spitzensportler und erfolgreiche Führungskräfte gemeinsam?

Spitzensportler haben Fähigkeiten, die auch bei Führungskräften gefragt sind und umgekehrt. Fußballspieler beispielsweise müssen teamfähig sein, den Blick fürs Ganze haben, unter Druck optimale Leistungen abrufen können und schnell Entscheidungen treffen können. Dasselbe wird von Managern erwartet. Allerdings spielt im Sport die Technik die Hauptrolle, die durch die richtige Einstellung ergänzt wird. Bei der Mitarbeiterführung hingegen kommt es in erster Linie auf die persönliche Haltung an, denn nur so entsteht die notwendige Glaubwürdigkeit für erfolgreiche Führung.

Lassen sich Haltung und Einstellung trainieren oder handelt es sich dabei eher um feste Persönlichkeitsmerkmale?

Haltung und Persönlichkeit sind eng miteinander verknüpft und lassen sich nur parallel weiter entwickeln. Wobei kontinuierliche Entwicklung nur dort stattfindet, wo auch die persönliche Komfortzone verlassen wird. Genauso wie ein Sportler manchmal dahin gehen muss, wo es wehtut, um noch besser zu werden. Aber dafür muss man gute Gründe haben. Die tiefsten Beweggründe für die eigene Weiterentwicklung sind Sinn und Werte, die sich in attraktiven und vor allem auch stimmigen Zielen widerspiegeln. Persönliche Führungsleitbilder entwickeln ist dabei ausgesprochen hilfreich. Dieses Leitbild dient dann als Orientierung und Maßstab für kontinuierliches Lernen in alltäglichen Führungssituationen.

Wie könnten so Führungsleitbilder aussehen?

Es sollte nicht mehr als vier bis höchstens sechs kurze Sätze enthalten, die wirklich den Punkt treffen: Was ist für mich der Sinn von Führung? An welchen Werten orientiere ich mich? Über welche besonderen Fähigkeiten verfüge ich? Was will ich bewirken? Und wie will ich für mein Engagement belohnt werden? Dabei lohnt es sich, an den Antworten auf diese Fragen solange zu feilen, bis sie im Inneren 100 Prozent Zustimmung und Begeisterung freisetzen. Wer mag, kann sich sein persönliches Führungsleitbild in den Time-Planer heften und anfangs immer mal wieder drauf schauen, um seine Ziele und Werte präsent zu haben und zu leben. Im Grunde genommen ist dies sehr ähnlich dem Mentaltraining von Spitzensportlern, bei dem man an der richtigen Einstellung für den Wettkampf arbeitet. Nur Führungsleitbilder wirken tiefer und umfassender, weil sie rund um die Uhr in den unterschiedlichsten Situationen gelebt werden.

Beinhaltet ein anspruchsvolles Leitbild mit hoch gesteckten Zielen nicht die Gefahr, an den eigenen Ansprüchen zu scheitern?

Eben nicht. Genau darin unterscheidet sich das persönliche Leitbild ja von den üblichen guten Vorsätzen, die man beispielsweise zu Silvester fasst und dann doch nicht umsetzt. Stimme Führungsleitbilder haben eine so hohe Zugkraft, dass Probleme nur relativ unbedeutende Hindernisse auf dem Weg zum Ziel sind. Dann entsteht aus jeder Niederlage automatisch neue Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Woran erkennt man, ob die persönlichen Führungsleitbilder geeignet ist?

Ein stimmiges Leitbild muss die Lust wecken, führen zu wollen. Das muss ein echtes Anliegen im Sinne eines Herzenswunsches sein. Dann gibt das persönliche Leitbild eine klare Richtung vor, und ist Quelle für Energie und Motivation. Genauso ist es doch bei Leistungssportlern auch. Wenn jemand plötzlich seine Bestleistung nicht mehr erreicht, liegt es meist daran, dass der Spaß an der Sache und die Motivation auf der Strecke geblieben sind.

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